BUNDjugend Nordrhein-Westfalen  
Projekt

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Fachtag

Der Fachtag am 18. November 2019 brachte mehr als 60 Ehrenamtliche und Fachkräfte zusammen und gab für die BUNDjugend NRW wertvolle Anstöße für eine rassismuskritische und diskriminierungssensible Verbandsentwicklung. Daneben wurden viele neue Kontakte geknüpft, es gab Raum für Empowerment und Energie für unser zukünftiges Engagement.
Schön, dass ihr dabei ward!

Mehr Bilder vom Fachtag findet ihr auf unserer Facebook Seite



Zahlreiche Selbstorganisationen, Projekte oder Vereine zeugen davon: Junge geflüchtete Menschen und junge Schwarze Menschen sowie junge People of Color mischen sich ein und gestalten die Gesellschaft aktiv mit und zwar trotz (und z.T. wegen) des Rassismus, der sie umgibt.

An diesem Fachtag finden Fachkräfte und engagierte junge Menschen Raum für Austausch. Rassismuskritische Perspektiven auf das eigene professionelle Handeln gehören genauso dazu, wie Empowerment für von Rasssismus betroffene Jugendliche.
Wir möchten Gelingensbedingungen diskutieren für nachhaltiges Engagement trotz Rassismus.

Gemeinsam wollen wir Antworten finden!

  • Inwiefern erschweren oder verhindern struktureller Rassismus und Alltagsrassismus das ehrenamtliche Engagement von betroffenen jungen Menschen?
  • Worauf sollten Praktiker*innen aus der Jugendsozial- und Jugendverbandsarbeit, Kunst- und Kulturschaffende oder Lehrer*innen in ihrer direkten Arbeit mit geflüchteten oder von Rassismus betroffenen Jugendlichen achten?
  • Welche Allianzen können geschlossen werden, um geflüchtete oder von Rassismus betroffene Jugendliche in ihrem Engagement zu unterstützen?

Programmübersicht

9.30 Uhr Ankommen und Stehcafé

10.00 Uhr Begrüßung und Impuls durch Fatima Alyounes (Referentin BUNDjugend NRW) und Kawa Eibesh (Vorstand BUNDjugend NRW)

10.20 Uhr Künstlerischer Beitrag

10.30 Uhr Vortrag „Diskriminierungen in der Kunst und Kulturarbeit“ von Fatima Çalışkan

11.15 Uhr Pause

11.30 Uhr Best Practice Beispiele und Austausch

12.15 Uhr Weltcafé

13.00 Uhr Mittagspause

13.45 Uhr Vortrag „Empowerment als politische Praxis“ von Chima Ugwuoke

14.15 Uhr Workshops mit integrierter Pause

17.00 Uhr Reflexion

17.30 Uhr Ende

Vorträge

Diskriminierungen in der Kunst und Kulturarbeit

Kulturarbeit als Job oder im Ehrenamt braucht starke Nerven. Menschen, die von Rassismus und Diskriminierungen betroffen sind, haben es besonders schwer. Im Vortrag geht es darum, wie sich Diskriminierungen in der Praxis zeigen und welche Probleme Künstler*innen und Kulturschaffende haben. Dabei geht es häufig um die Kritik an der (künstlerischen) Qualität der eigenen Arbeit, Stigmatisierung kulturspezifischer Themen und Ausschlüsse durch Mehrfachdiskriminierung. Gemeinsam sprechen wir auch über Strategien und Möglichkeiten Projekte umzusetzen. 

Fatima Çalışkan

Fatima Çalışkan ist freischaffende Künstlerin und Kuratorin. In der Spielzeit 2017/18 war sie Künstlerische Leiterin der Beethoven Experience für die Bochumer Symphoniker, in 2019 Projektleiterin von europefiction.   In diesem Jahr zeigte sie außerdem eigene Videoarbeiten (‚Der bleierne Gang‘ / ‚LOVEISINTHEHAIR‘) und Installationen (‚UtopieAlbum‘ ) unter anderem beim Filmfestival Münster und den Duisburger Akzenten. Mit den Initiativen Salon der Perspektiven und Anatolpolitan entwickelt sie Formate für kritische Perspektiven in der Kulturarbeit und kuratiert mit Nesrin Tanç im Herbst eine Ausstellung zum Jubiläumsjahr des Schriftstellers Fakir Baykurt. Im Auftrag der Zukunftsakademie NRW und Kultur öffnet Welten arbeitet sie zum Thema Diskriminierungen im Kulturbetrieb. Seit 2019 berät und begleitet sie Förderprojekte im Auftrag des Förderfonds Interkultur Ruhr.
www.fatimacaliskan.de

Empowerment als politische Praxis

Empowerment heißt ins Deutsche übersetzt so viel wie „Selbstermächtigung“ oder „Selbstbefähigung“. Menschen, die gesellschaftlich unterdrückt werden, haben schon immer einzeln und als Communities Widerstand gegen gesellschaftliche Entmachtung geleistet und sich gegenseitig „empowert“, denn sich für gesellschaftliche Veränderung einzusetzen kostet viel Kraft. Oft müssen wir dafür erst lernen uns als machtvoll zu verstehen.

Wir wollen daher darüber sprechen, warum Empowerment so ein wichtiges Konzept ist und wie wir es zum Maßstab unsere Engagements und festen Bestandteil unserer politischen Praxis machen können.

Dafür werden einige wichtige Elemente und Inhalte von Empowerment-Arbeit präsentieret und Beispiele aus der politischen Praxis aufgezeigt.

Chima Ugwuoke

Chima Ugwuoke, geboren und aufgewachsen in Berlin, arbeitet freiberuflich als Referentin in der rassismuskritischen Bildungsarbeit und ist einer der Geschäftsführer*innen des Jugendverband -Die Falken Berlin.

Als Mitveranstalterin des Seminars und Festivals in*vision, setzt sie sich für die Sichtbarmachung Schwarzer feministischer, queerer, intersektionaler Perspektiven ein. Geprägt durch ihre eigene Erfahrung als Schwarze Deutsche in einem mehrheitlich weißen Umfeld fern ab von einer Schwarzen Community aufzuwachsen, ist eines ihrer Hauptanliegen junge Schwarze Menschen und Jugendliche of Color zusammenzubringen, um ihre Erfahrungen teilen und Kämpfe gemeinsam gestalten zu können.

In diesem Sinne gründete sie unter Anderen die Projekte „Audream – eine mobile antirassistische Bibliothek“, die Plattform „Maywords- Videogespräche über Schwarze Feminismen in Deutschland“ und kuratiert aktuell im Rahmen des „Postcolonal Polyperspectives Festival“ im Theater Ballhaus Naunynstrasse Lesungen/Performances zum Thema Widerstand.
Als künstlerische Ausdrucksform hat Chima neben dem zeitgenössischen Tanz und Theater, auch Spoken Word für sich entdeckt. 

Best Practice Beispiele

AUDREAM

Bild: Audream

Die mobile antirassistische Bibliothek aus Berlin kommt nach Bochum!

Inspiriert von AUDRE LORDE und ihren Worten „Your silence will not protect you“ – möchten wir unsere Stimmen erheben, unsere Geschichten zugänglich machen und als FEMINIST*INNEN OF COLOR für unsere Anliegen und Träume kämpfen.

So steht der Name der Bibliothek für Audre Lorde & Our Dreams.

Audream ist eine Zusammenstellung von bisher ca. 120 Büchern, Zeitschriften und DVD‘s, die mit anti-rassistischen und Schwarzen feministischen Ansprüchen in Form von Kinder- und Jugendbüchern, Biografien und Theoriewerken, marginalisiertes Wissen zugänglich machen soll:

  • Schwarze Geschichte, die oft ent_wahrgenommen, nicht zugänglich gemacht und/oder aus weißer Perspektive erzählt wird Schwarzes Wissen, worunter gesellschaftliche Analysen und Schwarze Forschungsergebnisse und Wissenproduktionen gefasst werden Schwarze Perspektiven, biographische Erzählungen, Erfahrungsberichte und Sichtweisen auf verschiedene Themen des Lebens
  • Kinderbücher, die zu Einen Rassismus thematisieren, zum Anderen die Abbildung Schwarzer Kinder oder Kinder of Color als handelnde Subjekte beinhalten oder sich Themen wie „I love my Hair“ annehmen und Kindern damit positive Selbstidentifikation fernab von stereotypisierten Abbildung oder totaler Abwesenheit in Wort und Schrift ermöglichen.
  • Rassismuskritik, die trotz den zahlreichen Pubikationen zum Thema weiterhin viel zu selten Gegenstand tiefgreifender Auseinandersetzungen ist

Nicht alle Bücher sind von Autor*innen of Color verfasst, nicht alle sind von Autorinnen*, nicht alle sind frei von rassistischen Begrifflichkeiten – aber überwiegend!


Global Home Tour

Findet sich in unserer Stadt ein Bezug zu Flucht, die doch so weit weg zu sein scheint? Was hat unser Lebensstil, Konsum und Reichtum mit Flucht weltweit zu tun? Wo sind Wirkungen ehemals kolonialer Strukturen noch immer im Stadtalltag zu finden? Welche Spuren und Auswirkungen der weltweiten Flucht finden sich hier? Wie ist das Leben in der Stadt für Menschen, die neu hier sind?
Antworten auf diese Fragen gibt die GLOBAL HOME TOUR!

In selbstorganisierten Gruppen bieten junge Erwachsene, die z.T. Fluchterfahrung machen mussten oder von anderen Rassismen betroffen sind, gemeinsam mit weißen jungen Menschen Stadtrundgänge für Bielefeld, Münster und Köln an. Einige der Aktiven stellen ihr Engagement vor und berichten von Erfolgen genauso wie von Herausforderungen.


Jugendliche ohne Grenzen

Bild: Jugendliche ohne Grenzen

Avin Mahmoud, die Koordinatorin von Jugendliche ohne Grenzen ( JoG ) NRW, stellt die größte Selbstorganisation von geflüchteten jungen Menschen in Deutschland vor. Anders als Hilfsorganisationen bietet JoG kein direktes Hilfsangebot für geflüchtete Menschen an, sondern setzt sich aktiv, besonders politisch, für die Rechte und die Unterstützung junger Menschen nach Flucht ein. Das Hauptziel von JoG ist, sich für das Bleiberecht in Deutschland einzusetzen. Dabei sind gelebte Teilhabe und Partizipation ganz wichtig.


noNEGATIF

Bild: noNEGATIF

Das Theaterkollektiv noNEGATIF aus Bochum setzt sich in ihren Stücken mit Rassismus, Schwarzsein und Weißsein, mit Herkunft, Zugehörigkeit, Diskriminierunge und Identität auseinander.

Unter Begleitung von Danny Friedrich wurden Texte von May Ayim, MaSeHo, Nayyirah Waheed, Philipp Khabo Köpsell, Mascha Kaléko benutzt, um zu direkterer Begegnung und zum Austausch mit den Besucher*innen zu kommen.


Workshops

Intersektionalität und Privilegien

In diesem Workshop stellen wir uns der eigenen Identität- und das auf ganz verschiedenen Ebenen. Wo genieße ich Privilegien, wo bin ich von Diskriminierung betroffen? Und welche Auswirkungen hat all das auf meinen Alltag z.B. am Arbeitsplatz oder in der Schule? An diesen Fragen wollen wir gemeinsam spielerisch lernen und verschiedene Blickwinkel ausprobieren. Warum Rassismus nicht gleich Rassismus ist und was es mit dem Wort „Intersektionalität“ auf sich hat, kannst du hier erfahren.

Referent*innen: Noura Hammouda (Vorstand BUNDjungend NRW) & Noah Marschner (Trainer u.A. bei SchLau NRW)

Kritisches Weißsein für junge Aktive und Fachkräfte

Wenn wir uns als junge Aktive mit anderen Aktiven verbünden wollen, die von Rassismus betroffen sind, müssen wir bei uns beginnen: Wie habe ich Rassismus gelernt? Welche Bilder oder Überzeugungen halten sich hartnäckig? Was sind meine (typisch weißen) blinden Flecken? Und wie gehen wir mit Schuld und Scham um, die in uns sind?
Als Fachkräfte, die mit von Rassismus betroffenen jungen Menschen arbeiten, obliegt uns eine besondere Verantwortung, Rassismen nicht zu reproduzieren. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Weißsein und eben nicht mit dem so gelabelten „Anderssein“ der jungen Menschen, ist hierfür der erste Schritt.
Nach einer gemeinsamen Einführung wird es getrennte Gruppen für Aktive und Fachkräfte geben.

Referent*innen: Frieda Jäkel (Aktive BUNDjugend NRW) & Isabell Popescu (Projektleitung Global Home Tour)

Colonialism and flight today

How would we live today,if we had suffered five centuries of colonialism? A postcolonial perspective on development policy and it’s alternative.
The colonial rule had multiple impacts on countries of the global South. In the workshop, we want to reveal how current flight reasons are connected to colonialism. Furthermore we want to focus on colonial continuities in asylum- and migration politics.

The workshop will be held in English.

Referent*innen: Achidri Daniel (Multischulung Flucht), Friederike Hobein (Global Home Tour Münster), Mamadou Bah (Multischulung Flucht), & Svenja Heuer (Global Home Tour Münster)

Empowerment für von Rassismus betroffene Menschen

– eine Überlebensstrategie

Was heißt Empowerment? Und wie kann das Konzept Teil deines Alltags, deines gesellschaftlichen Engagements werden und vielleicht sogar Teil der Strukturen werden, in denen du dich bewegst?

In einer „geschützteren“ Gruppe kannst du von deinen Erfahrungen berichten, dich mit anderen austauschen und stärken. Wir reden vor allem über den Rassismus, den wir als Ehrenamtliche in unserem Engagement begegnen bzw. als betroffene Fachkräfte in unseren Arbeitsstrukturen und versuchen gemeinam Ansätze zu finden, wie wir dem begegnen können.

Referentin: Chima Ugwuoke (IN*VISION Seminar&Festival, Falken Berlin)


Anreise

Veranstaltungsort:
Bahnhof Langendreer
Wallbaumweg 108
44894 Bochum

Barrierefreie Anreise über S-Bahnhof Bochum Langendreer möglich. Der Kulturbahnhof befindet sich direkt hinter dem Tunnel (NICHT in Richtung Straßenbahnhaltestellen).
Achtung: Es gibt auch einen S-Bahnhof Langendreer-West. Dort NICHT aussteigen.

Kosten und Verpflegung

Die Kosten für den Fachtag sind durch die Projektfinanzierung gedeckt. Durch einen Teilnahmebetrag können wir aber angemessene Honorare für Vortrag und Workshops zahlen, die sonst nur gering ausfallen können.

Um allen Menschen aber unabhängig von ihren finanziellen Möglichkeiten eine Teilnahme zu ermöglichen, gibt es eine solidarische Preisstaffelung nach Selbsteinschätzung zwischen 0 und 50 €.

Bitte den gewünschten Betrag bei der Anmeldung auswählen.

Es wird vegane Verpflegung und Getränke in Bio-Qualität geben.
Eine Kinderbetreuung wird bei Bedarf angeboten. Bitte bei der Anmeldung das Alter des Kindes/der Kinder unter Anmerkungen angeben und eine Mobilnummer für Rückfragen.

Die Veranstaltung ist barrierefrei. Wir behalten uns vor Menschen auszuschließen, die sich rassistisch, antisemitisch, sexistisch oder anderweitig menschenfeindlich äußern oder verhalten.

Hier geht es zur Anmeldung.