werde aktiv
Du möchtest dich für Natur und Umwelt engagieren? Dann bist du hier richtig!
mehr erfahren19.04.2020
Wir trauern.
Wir trauern um die Opfer rechtsextremer Gewalt, die am 19. Februar 2020 in Hanau ermordet wurden. Wir trauern um Ferhat Unvar, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtović, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Sedat Gürbüz, Kalojan Welkow, Vili Viorel Păun und Fatih Saracoğlu. Wir trauern um die zunehmende Anzahl an Menschen, die allein in Deutschland durch rechtsextremen Terror ihr Leben verlieren. Sei es, weil sie als „anders“, als „fremd“ wahrgenommen werden, sei es, weil sie Politik machen, weil sie einer anderen Religion als der Christlichen angehören, weil sie als Menschen mit Fluchterfahrung nach Deutschland gekommen sind. Sei es, weil sie nicht als weiß gelesen werden, oder ihre Verwandten aus anderen Ländern abstammen als Deutschland.
Wir klagen an.
Wir klagen an, dass diese Morde nicht verhindert wurden und rechter Terror als Gefahr unterschätzt wird. Wir klagen an, dass Rechtsextreme und Faschist*innen sich in Deutschland zur Wahl stellen und frei ihren Hass aussprechen können. Wir klagen an, dass viele Menschen in Deutschland Rassismus, physischer und psychischer Gewalt ausgesetzt sind und dagegen zu wenig getan wird. Wir klagen an, dass in der EU Menschen kriminalisiert werden und vor Gericht stehen, weil sie humanitäre Hilfe leisten, die die EU schlichtweg versäumt. Wir klagen an, dass immer noch die Augen vor der systematischen Ausbeutung der Menschen im globalen Süden durch den kapitalistischen Norden geschlossen werden. Wir klagen an, dass in Zeiten der Corona-Pandemie in Deutschland Solidarität in vorrangig weisen und bürgerlichen Nachbar*innenschaften hochgehalten wird, aber an den Grenzen von Ethnie, Klassenzugehörigkeit und den Grenzen der EU aufhört.
Wir verurteilen.
Wir verurteilen eine Politik, die nicht entschieden antifaschistisch und antirassistisch ist und die nicht entschieden gegen rechte Gewalt und Hetze vorgeht. Wir verurteilen, dass rechte Mörder als „verwirrte Einzeltäter“ verharmlost werden, obwohl sie Teil eines großen Netzwerks organisierter faschistischer Strukturen sind. Wir verurteilen die teilweise mangelnde Aufklärung durch Medien und Gerichte. Wir verurteilen den politischen Umgang mit geflüchteten Menschen in Deutschland und die menschenverachtende Außen- und Migrationspolitik der Europäischen Union.
Wir fordern.
Wer sind wir eigentlich?
Wir, die BUNDjugend NRW, sind ein Jugendverband, der sich für Umwelt- und Naturschutz, Klimagerechtigkeit, Antirassismus, inneren Wandel, Feminismus und die Rechte junger Menschen im Allgemeinen einsetzen. Wir sind die Jugendorganisation des Bundes für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) und gehören zum weltweiten Netzwerk young friends of the earth.
Seit mehreren Jahren bieten wir Bildungsangebote für und von geflüchteten Menschen an und wollen einen gleichberechtigten Raum für Austausch, Bildung und Aktivismus anbieten, unabhängig von Herkunft, Religion, Hautfarbe, Geschlecht, sexueller Orientierung und Identität, sozialem Status oder körperlich/ psychischen Einschränkungen. Alle Menschen mit einzubeziehen gelingt uns nicht immer, auch wir machen Fehler. Wir versuchen aber zuzuhören und überlegen dann, wie noch mehr Menschen bei uns mitmachen können.
Wie fassen wir die Lage zusammen?
Es gibt seit mehreren Jahren einen Anstieg rechter Gewalt und Hetze in Deutschland und Europa und immer mehr politische Parteien und Organisationen, die das unterstützten und verbreiten. Der Hass bleibt aber nicht innerhalb dieser Organisationen, sondern hat vor allem einen Einfluss auf Menschen, die von Rassismus betroffen sind und auf die gesamte Gesellschaft. Die öffentliche Meinung, das was gesagt und nicht gesagt werden kann, unser Umgang mit Menschen aus unserem eigenen und anderen Ländern verändert sich. Wir nehmen heute vieles hin, was auf keinen Fall Realität sein darf. Menschen werden ermordet, weil sie als „fremd“ und nicht-zugehörig wahrgenommen werden. Menschen ertrinken im Mittelmeer, werden zurückgeschickt in Kriegs- und Krisengebiete oder eingesperrt in Lagern für deren bestehen sich die verantwortlichen Entscheidungsträger*innen schämen sollten. Menschen sind physischen und verbalen Attacken ausgesetzt und werden diskriminiert. Wahrend innerhalb Europas in Anbetracht der Corona-Pandemie dauernd von Solidarität gesprochen wird, fehlt sie an Europas Grenzen, wo das Wasser nicht einmal zum trinken reicht.
Was können wir tun?
Wir können eine Menge tun, wir können uns den vielen Menschen anschließen, die das nicht weiter hinnehmen wollen, die sich aktiv gegen die beschriebene Situation einsetzen und die für ein anderes Bild von der Wirklichkeit stehen, die etwas Positives schaffen wollen. Menschen, die sich für eine offene, bunte und gerechte Gesellschaft einsetzen, Menschen die zwar Unterschiede sehen, aber für die jede*r den gleichen Wert hat. Menschen, die Diskriminierungen abbauen und demokratische Politik für alle vorantreiben. Menschen, die sich für rassismuskritische Bildungsarbeit, für die Rechte und Teilhabe geflüchteter Menschen und Menschen mit internationaler Geschichte einsetzen. Menschen, die sich für Menschenrechte und Humanität einsetzen, Menschen, die andere aus dem Mittelmeer retten und sichere Raume anbieten. Menschen, die kritisch die aktuelle Lage und Politik hinterfragen und für die Alternativlosigkeit nicht alternativlos ist. Menschen, die versuchen zu verstehen wie viele Privilegien sie selbst und wie wenige andere haben und Wege suchen dies zu ändern.
Wir fordern dich auf dir Gedanken zu diesen Themen zu machen, anderen Menschen zuzuhören und dich für andere einzusetzen. Es ist verdammt dringend und es muss nicht so bleiben, wie es ist!
#leavenoonebehind
Dieser Beitrag wurde vom Vorstand der BUNDjugend NRW verfasst. Wenn ihr mehr über den Vorstand und die Arbeit der Menschen erfahren möchtet, klick hier.
Weiterführend findest du hier eine Stellungnahme der Landesarbeitsgemeinschaft für Mädchen*arbeit, die mehr solidarische und herrschaftskritische Schutzräume für die Kinder- und Jugendarbeit fordern. Sie zeigen auf wo im Moment noch Schwachstellen sind und welche Herangehensweise sie sich von der Politik wünschen. Diese Forderungen unterstützen wir ebenfalls.
Der Bundesverband der BUNDjugend und das bundesweite Projekt Locals United haben ebenfalls Forderungen gestellt, was wegen rechtem Terror und gegen Rassismus jetzt endlich passieren muss. Diese findest du hier.
Hier könnt ihr euch das gesamte Positionspapier als PFD herunterladen. Positionspapier BUJU Rassismus